Archiv für den Monat: Oktober 2012

Der letzte Mohikaner

Woran erkennt man, dass ein „Geschäftsessen“ wichtig ist? Wenn man etwas ein zu packen vergisst, was man noch nie vergessen hat, seit man überhaupt verreist. Mir geht es um den folgenden Gegenstand:

Zahnbürste
So viel Hygiene muss sein

Ich rede von einem tot geglaubtem Geschäft, voll mit hirnlosen Vollidioten, und dann findet man sich plötzlich am Tisch mit Menschen versammelt, die diesem Bild so überhaupt nicht entsprechen. Ja vielleicht saß ich nur am richtigen Ende, aber wenn ich es nicht besser wüßte, könnte ich glauben zu träumen. Eine Vermutung, die das ebenfalls traumhafte 7 Gänge Menü unterfütterte – ein Bier an der Theke hätte mich genauso überzeugt, wenn nicht sogar mehr… wenn da nicht dieser Rotwein (Solèr, De Stefani, Venetien, 2009) gewesen wäre. Spätestens ab dem ersten Glas davon war’s um mich geschehen.

Meine Bannmeile war durchbrochen, nehmt meine Ideen, plündert meinen Fundus, lasst uns die Medienwelt verändern oder mit fliegenden Fahnen untergehen. Meine Güte, das ganze Geschäft könnte mir plötzlich wieder Spaß machen!

An alle: Danke für diesen Abend!

Eingebung

Es ist schon erstaunlich wie lange sich Unternehmen bereitwillig auf einem Holzweg herum treiben, obwohl sie sich längst hoffnungslos im Wald verlaufen haben. Ob bei Google, Apple, Amazon oder Facebook – alle orientieren sich in erster Linie am „Verkaufen wollen“, wenn sie Empfehlungen aussprechen, nicht daran wie unser Geschmack überhaupt zustande kommt. Mit Ping hat Apple nun endlich den vermutlich überflüssigsten Vertreter dieses Genres eingestellt:


’nen Screenshot von meinem Profil gibt’s beim Klick auf das Bild

Wer glaubt es geht darum seine Freunde zum Kaufen zu animieren, indem man ihnen zeigt was man selbst gekauft oder bewertet hat, kapiert nicht, wie wir funktionieren. Trotzdem hatte ich Ping eine Weile lang ausprobiert. Es war schnell klar – das taugt nichts. Genauso wenig wie die „Genius“-Empfehlungen in iTunes. Die Konkurrenz braucht da gar nicht so zu lachen! Ja, ich seh dich an, Amazon! Da sieht es nämlich kein bisschen besser aus. Jahrelang habe ich meine Einkäufe bewertet, und empfohlen habt ihr mir nur Schrott aus dem Mainstream, den alle kaufen. Eure Algorithmen funktionieren trotz ihres guten Rufes nicht. Aus einem ganz einfachen Grund.

Und da ich jetzt die Schnauze voll hab, erkläre ich euch wie – gratis.

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„Lache als Erster…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 002

„… nicht als Einziger.“ – Dieser pfiffige Merksatz fasst ganz gut zusammen worauf es beim Humor ankommt, wie ich finde. Ein gesundes Humorverständnis kann man gar nicht früh genug entwickeln. Denn wer in Gruppensituationen alleine lacht, beispielsweise nachdem er einen „Witz“ erzählt hat, ohne dass es ihm schnell selbst peinlich wird, dann liegt die Vermutung nahe, dass der Erzählende es gar nicht mitbekommen hat, dass er mit seinem Lachen alleine ist. Oder es ist für ihn irrelevant. Was auf das Gleiche hinaus liefe – eine Humormangelerscheinung. Außerdem unterstreicht er damit, wie sehr ihm an der Meinung anderer gelegen ist. Nämlich gar nicht.

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Fans

Fans sind das Größte. Fankultur treibt unsere Gesellschaft an. Die Liebe zu unseren Bands, Autoren, Vereinen und Filmemachern hält uns am Laufen und die Welt zusammen. Wer das nie begriffen hat – und davon gibt es einige – war nie selber Fan, und ist dementsprechend nicht der Liebe fähig. Die Liebe zu seinem Lebenspartner und seinen Kindern in allen Ehren, wenn man als Kulturschaffender heute überleben will, braucht man zahlende Fans. In erster Linie die „Guten“ und ein paar Bekloppte auch.

Arthur Staschyk - Ventilator
Ein „Fan“

Wenn ich jemals an etwas geglaubt habe, dann an die Macht der Fans. Sowohl im Guten wie im Bösen. Ob Sport, Musik, Literatur, Film, Fernsehen, Internet oder Kunst – Fans sind überall der Motor. Heute mehr denn je. Selbst wenn der „Shit hits the fan“ verteidigen sie was sie lieben bis auf’s Blut. Manche vielleicht mit einem Augenzwinkern, andere stets toternst. Wobei ich mich korrigieren muss: Film und Fernsehen tun sich noch immer schwer mit Fans. Es sei denn sie „mögen“ was gerade passt. Kritik mag man in gewissen Kreisen eben nicht hören. Das ist schade. Um so besser fangen immer mehr Fans an zuzuhören, und hören auf nur Zuschauer zu sein. Heute kann ein Fan sein Idole direkter denn je unterstützen, die bisher mit absahnenden Nichtskönner dazwischen gucken endlich in die Röhre.

Neue „Künstler“ können sich heute ohne Crowdfunding kaum mehr etablieren. Und ohne Fans gibt es kein Crowdfunding, keinen Lebensunterhalt. So müssen manche selbsternannten Künstler von heute erstmal lernen, von ihrem hohen Roß runter zu kommen, ohne sich dabei den Hals in einem Shitstorm zu brechen. „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von Walter Benjamin hatte nicht das Kopieren im Internet im Sinn, aber es wäre spannend zu wissen, was er heute darüber denken würde. Das einzige Medium, das sowohl die Ästhetik des Faschismus als auch sein „Gegenmittel“ zur gleichen Zeit enthält. Die Masse kann sich demokratisieren, selbst Mäzen sein, in so vielen Splittergruppen wie es gefällt. Wir erleben heute die ersten Künstler, die vom Wohlwollen einzelner unabhängig werden, und trotzdem nicht länger verhungern müssen. Außerdem sind sie gezwungen sich verständlich(!) auszudrücken, für ihre Ideen beim Publikum zu werben. Das macht sie zu besseren Handwerkern, und endlich ist Publikumsnähe ein Plus, Kommunikation auf Augenhöhe. Solche Künstler liegen mir.

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