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Sprung vom fahrenden Zug

Friedrich List und die erste grosse Eisenbahn

Wir verlernen zu Schauen. Wir halten permanent Ausschau, nach der nächsten Qualitätsserie, der nächsten Phase einer Franchise, der nächsten Fortsetzung. Daran selbst ist wenig auszusetzen. An der damit einhergehenden Ruhelosigkeit, der Angst etwas zu verpassen hingegen schon. Sie lähmt uns, hemmt unseren Genuss. Die Gleichzeitigkeit der Berichterstattung und Reaktionsvideos zur Ausstrahlung erzeugt einen Druck, der uns blind und taub macht, die Authentizität der unmittelbaren Reaktion unserer Reviews tauschen wir ein gegen tiefergehende Erkenntnisse, die erst in uns heranreifen und durch mehrmaliges Sehen bestätigt werden müssen. Für eingehendere spätere Analysen gibt es keinen Markt mehr, längst hecheln wir dem nächsten Trend hinterher, der gerade eben angelaufen ist. Übersättigung ist das, nein, schlimmer noch: Völlerei, seriell-industrielle Völlerei, weil alles probiert werden muss, selbst wenn man längst keinen Hunger mehr hat. Immer neue Gerichte werden uns aufgetischt, zum wiederholten Kochen eines Ausnahmegerichts bleibt kaum mehr Zeit, oder zum aaufwärmen von Speisen, die erst noch ziehen müssen, ehe sie ihren vollen Geschmack entfalten. Mit Serien und Filmen ist es genauso. Gut, als Kritiker oder Medienjournalist kommt man vielleicht nicht umhin sich professionell damit auseinanderzusetzen und wir teilen uns die Arbeit auch auf, trotzdem kann ich meine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation nicht länger verbergen, ich bin zu alt für diesen Scheiß. Sprung vom fahrenden Zug weiterlesen

Europäischer Zaubertrank

Das Europabild in unseren Medien ist verzerrt, widerlich, abstoßend. Darum möchte ich ein anderes dagegen setzen. Ein positiv besetztes, auf das wir uns alle einigen könnten, das wir lieben, schon lange kennen, und dem wir schleunigst nacheifern sollten. Vielleicht nicht in allen Belangen, aber es wäre schon mal ein guter Anfang, wenn wir uns alle an diesen Ureuropäern orientieren würden:

Asterix und Co.
Asterix und Co. – wahre Europäer

Perfekt sind sie nicht. Dann wären sie vermutlich noch Vegetarier. Dafür sind sie Vegetariern gegenüber wenigstens tolerant. Vor allem sind sie eine Frischzellenkur für die europäische Idee. Eine Bastion, auf die man sich zurückziehen kann, die man verteidigt. Nicht notwendigerweise am Hindukusch, sondern zu allererst bei uns daheim in Europa, vor der eigenen Haustür. Das kleine, unbeugsame gallische Dorf, das jeder Übermacht trotzt, aus jedem Konflikt siegreich hervor geht, und sich doch stets selbst genügt. Fremden wird geholfen, wenn sie in Not sind. Sie genießen Asyl, bis in deren Heimat für Recht und Ordnung gesorgt wurde. Ein lokaler, internationaler Gerichtshof, der das Gleichgewicht/Gerechtigkeit wieder herstellt. Zur Not mit Hilfe des Zaubertranks. Die Demokratie wird dort verteidigt, wo Ungerechtigkeit herrscht. Lokal. Vor Ort werden die Probleme analysiert, und gelöst. Asterix und Obelix sind die mobile Eingreiftruppe. Sie lernen “fremde” Kulturen kennen, und tolerieren sie, auch wenn sie ihnen fremd bleiben (“Die spinnen, die…”), probieren ihre regionalen Spezialitäten, kehren mit neuen Eindrücken zurück, und berichten daheim aus erster Hand. Die Fremde mag vor Klischees triefen, ob zutreffend oder nicht, nie liegt es in der Absicht der Besucher die Menschen zu “bekehren” – sie kommentieren zwar, wundern sich, aber lassen die Menschen wie sie sind, oder helfen ihnen dabei sich selbst zu helfen. Nur Ungerechtigkeit nehmen sie nicht hin, und schlagen sich konsequent auf die Seite der Schwächeren. Nachhaltige Europäer, die mit dem Erreichten zufrieden sind, das sie verteidigen, wenn es bedroht ist. So stelle ich mir echte Europäer vor.

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Der letzte Mohikaner

Woran erkennt man, dass ein „Geschäftsessen“ wichtig ist? Wenn man etwas ein zu packen vergisst, was man noch nie vergessen hat, seit man überhaupt verreist. Mir geht es um den folgenden Gegenstand:

Zahnbürste
So viel Hygiene muss sein

Ich rede von einem tot geglaubtem Geschäft, voll mit hirnlosen Vollidioten, und dann findet man sich plötzlich am Tisch mit Menschen versammelt, die diesem Bild so überhaupt nicht entsprechen. Ja vielleicht saß ich nur am richtigen Ende, aber wenn ich es nicht besser wüßte, könnte ich glauben zu träumen. Eine Vermutung, die das ebenfalls traumhafte 7 Gänge Menü unterfütterte – ein Bier an der Theke hätte mich genauso überzeugt, wenn nicht sogar mehr… wenn da nicht dieser Rotwein (Solèr, De Stefani, Venetien, 2009) gewesen wäre. Spätestens ab dem ersten Glas davon war’s um mich geschehen.

Meine Bannmeile war durchbrochen, nehmt meine Ideen, plündert meinen Fundus, lasst uns die Medienwelt verändern oder mit fliegenden Fahnen untergehen. Meine Güte, das ganze Geschäft könnte mir plötzlich wieder Spaß machen!

An alle: Danke für diesen Abend!

Talkshows aus der Jauchegrube

Medientraum 001 – Leuchte weit und breit

Ende September / Anfang Oktober, Sonntag abends nach dem Tatort in der ARD, BRD oder auf CRD,  eine politische Talkshow. Geladen sind ein Regierungsvertreter der CDU/CSU sowie jemand der FDP, rechtsaußen noch ein Publizist, sie sitzen rechts vom Moderator. Links gegenüber sitzt ihnen jemand von der SPD und da kein Grüner Zeit hatte, eben ein LINKRAT – ein Linker oder Pirat, ist eh egal. Dann ist noch ein sich für irgendwas engagierender Bürger geladen, OTTO NORMALVERBRAUCHER, von dem noch nie jemand etwas gehört hat, der sitzt aber nicht mit in der Runde, sondern im Publikum. Moderiert wird die Sendung von TOMMY BAUCH, möglicherweise in einer Sinnkrise befindlich.

BAUCH: Sehr verehrte Gäste, hier im Studio und Zuhause an den Bildschirmen, wie im Einspieler angekündigt wollen wir heute das Thema “Irgendwas mit Krise, Sparen und Verhältnisse – muss das sein?” diskutieren.

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