Archiv der Kategorie: Was ich meinem Sohn erzähle

„Das Gegenteil von Hass ist Verliebtheit…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 006

„… das von Liebe das Nichts.“ – Immer mal wieder beschäftigen meinen Sohn Trennungsängste, dass sich Papa und Mama mal nicht mehr „lieb haben“ könnten, weil er beispielsweise auf einem Ohr mitbekommen zu haben glaubt, dass wir uns streiten. Manchmal tun wir das, keine Frage, aber meistens argumentieren wir nur, was auch emotional und laut werden kann. Liebe muss aber nicht immer harmonisch sein. Wenn man einander vertraut, dann spricht man ebenso über schwere Dinge, wie über banale. Feinheiten wie Ironie entgehen ihm manchmal (wie heute), das Gewitzel der Geschlechter begreift er hingegen schon fast wie ein Großer. Wie dem auch sei, ich versuchte ihm dann zu erklären, dass wir ihn doch auch dann lieb haben, wenn er mal Mist gebaut hat, dass er immer unser Kind ist, egal was passiert, dass wir ihn in Schutz nehmen, uns vor ihn stellen, für ihn da sind. Genauso umgekehrt: Er selbst liebt uns ja auch dann noch, wenn wir Fehler machen. Das hat er gleich eingesehen. Liebe schließt nicht aus, das man mal wütend auf jemanden ist. Nur die Wut vergeht, der Ärger verfliegt, die Liebe bleibt. Geduld mit Menschen zu haben ist ein Weg zur Liebe.

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„Schäm dich nicht für deine Fehler…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 005

„… sondern verleihe ihnen einen Sinn.“ – Menschen sind fehlbar. In erster Linie natürlich alle anderen. Man selbst eher nicht. Passiert schon, das ja, wenn dann aber höchstens selten. Also seltener als bei anderen. Wir wären gerne unfehlbar, sind es aber nicht. Niemand möchte Fehler machen, dabei brauchen wir Dickschädel sie, um etwas zu begreifen. Wenn uns etwas definiert, dann sind es unsere Fehler, unsere „Unfälle“, unser Versagen. Wie jemand tickt erkennt man am Besten daran, wie er mit den eigenen Fehlleistungen umgeht. Unsere persönliche Geschichte, die also, die wir uns von uns selbst erzählen, ist meistens nur eine Aneinanderreihung von unseren Glanzstunden – und damit werden wir unser Gegenüber schnell zu Tode langweilen. Denn unterhalsam sind unsere Fehlentscheidungen. Sie sind es, die uns menschlich machen, und Größe beweist man in der Niederlage. Siegen kann jeder. Den Unterschied macht, ob wir Schlüsse aus ihnen ziehen. Denn ungeschehen machen kann man sie sowieso nicht. Wir brauchen Fehler, um Dinge zu lernen, die anders einfach nicht in unsere Birne wollen. Jeder kann Narben vorzeigen, wo er zu nah ans Feuer oder zu verspielt an eine scharfe Klinge heran gegangen ist. Wer ohne Narbe ist, werfe den ersten Stein – aber bitte niemandem an den Kopf. Hauptsache ist, die neuen Lektionen schaffen es in den Kopf. Menschen, die sich den Anschein von Unfehlbarkeit geben, sind vermutlich nicht nur mir suspekt. Wenn sie dann noch anderen Menschen weh tun, ohne es zu merken – oder noch schlimmer: bewusst – tun sie mir nur noch leid.

Sogar Superhelden bauen ständig Mist. Heulen die deswegen rum? Manchmal selbst die Tapfersten. Das einzige probate Mittel, was einen zuverlässig die eigene Unfehlbarkeit besser ertragen lässt ist Humor: Man lacht über sich selbst. Dann macht man weiter. So als wäre etwas gewesen.

„Gib immer dein Bestes…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 004

„… auch wenn es keinen Spaß macht.“ – Spaß wird ohnehin massiv überbewertet, genauso wie das „zu den Besten gehören“. Was ist das schon, Spaß? Wenn man nicht gerade schon mit Lachen beschäftigt ist, begreift man doch meistens erst im Nachhinein, dass man Spaß hatte. Lachen und Spaß sind aber nicht die einzigen Gradmesser. Man kann auch Glück oder besser Zufriedenheit sagen. Zufriedenheit empfindet man, wenn man einen längeren Zeitraum in einer Sache, mit der man beschäftigt ist aufgeht, wenn man sich seiner selbst nicht mehr bewusst ist, man „nur“ noch funktioniert, und es keine Rolle mehr spielt, ob man die Tätigkeit, die man gerade automatisch ausübt mag, oder nicht. Gelingt einem das, ist man hinterher zufrieden, ruhig, vielleicht ein wenig erschöpft und meistens glücklich. Das in-diesen-Zustand-hinein-kommen fällt einem natürlich bei den Dingen, die wir sowieso mögen am leichtesten. Die Herausforderung besteht also darin, das einem das bei allen Aufgaben gelingt, ebenso bei den Hausaufgaben, wie beim Schnürsenkel binden – was mangels Schuhen mit Selbigen unter Kindern heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist…

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„Ehe du etwas Negatives über jemanden sagst…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 003

„… lobe ihn für zwei Dinge.“ – Man kann nie objektiv sein, dazu steht man sich zu sehr selbst im Weg. Kritik an anderen geht einem dennoch zu leicht von den Lippen, viel häufiger als Lob. Das mag daran liegen, dass uns eher etwas auffällt was uns stört, als dass wir begreifen wie reibungslos alles läuft. Oft braucht es eine Erkältung um uns bewusst zu machen, wie lange wir schon wieder gesund waren – selbstverständlich ohne uns über diesen Umstand gefreut zu haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass man mit seiner Kritik hinterm Berg halten soll. Aber man kann versuchen sie diplomatischer an den Mann, die Frau und besonders das Kind zu bringen.

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„Lache als Erster…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 002

„… nicht als Einziger.“ – Dieser pfiffige Merksatz fasst ganz gut zusammen worauf es beim Humor ankommt, wie ich finde. Ein gesundes Humorverständnis kann man gar nicht früh genug entwickeln. Denn wer in Gruppensituationen alleine lacht, beispielsweise nachdem er einen „Witz“ erzählt hat, ohne dass es ihm schnell selbst peinlich wird, dann liegt die Vermutung nahe, dass der Erzählende es gar nicht mitbekommen hat, dass er mit seinem Lachen alleine ist. Oder es ist für ihn irrelevant. Was auf das Gleiche hinaus liefe – eine Humormangelerscheinung. Außerdem unterstreicht er damit, wie sehr ihm an der Meinung anderer gelegen ist. Nämlich gar nicht.

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