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Ode to René – or next level curation

Dies ist ein offener Brief an René Walter, Kurator und Querkopf des Blogs Nerdcore, von dem er die letzten zwei Monate beinahe so etwas wie Urlaub gemacht hat, nachdem ihm – wie vielen anderen auch – die Kommunikation im Netz auf die Nerven ging. Sowohl inhaltlich – weil meist schon mal dagewesen – wie formal, weil unverhältnismässige persönliche Angriffe immer mehr zur Normalität werden und es meist gar keinen anderen Ausweg mehr gibt, als eine Auszeit zu nehmen.

Jetzt ist René zurück und schickt sich dieses Wochenende an, seinen Blog für die nächsten 10 Jahre fit zu machen. Auf seine Ankündigung einer Auszeit hatte ich schon spontan was geschrieben, die besseren Gedanken kamen mir aber erst später, und die versuche ich jetzt zu sortieren.

Das Netz scheint sich um sich selbst zu drehen, wenn die gleichen Säue wieder durchs virtuelle Dorf getrieben werden, doch vielleicht ist das nur der Punkt, an dem es nicht um immer neue Ideen geht, sondern um die richtige Verknüpfung eben jener miteinander, und nicht nur Ideen und Projekte, sondern auch konkrete Personen mit ihnen zu verbinden, die davon keine Ahnung hatten.

Und ich glaube, dass ist es, was mich am Wort “Nerdcore” immer fasziniert und angezogen hat, dass es uns im Kern darum geht, Interessen und Menschen miteinander zu verknüpfen, damit man das neue Buch von A, die Platte von B, den Film von C nicht verpasst, usw. Dabei geht es nie um den neuesten heißen Scheiß, sondern um die Sachen und Themen, zu denen man immer zurück findet, die einen begleiten wie gute Freunde. Ode to René – or next level curation weiterlesen

Fans

Fans sind das Größte. Fankultur treibt unsere Gesellschaft an. Die Liebe zu unseren Bands, Autoren, Vereinen und Filmemachern hält uns am Laufen und die Welt zusammen. Wer das nie begriffen hat – und davon gibt es einige – war nie selber Fan, und ist dementsprechend nicht der Liebe fähig. Die Liebe zu seinem Lebenspartner und seinen Kindern in allen Ehren, wenn man als Kulturschaffender heute überleben will, braucht man zahlende Fans. In erster Linie die „Guten“ und ein paar Bekloppte auch.

Arthur Staschyk - Ventilator
Ein „Fan“

Wenn ich jemals an etwas geglaubt habe, dann an die Macht der Fans. Sowohl im Guten wie im Bösen. Ob Sport, Musik, Literatur, Film, Fernsehen, Internet oder Kunst – Fans sind überall der Motor. Heute mehr denn je. Selbst wenn der „Shit hits the fan“ verteidigen sie was sie lieben bis auf’s Blut. Manche vielleicht mit einem Augenzwinkern, andere stets toternst. Wobei ich mich korrigieren muss: Film und Fernsehen tun sich noch immer schwer mit Fans. Es sei denn sie „mögen“ was gerade passt. Kritik mag man in gewissen Kreisen eben nicht hören. Das ist schade. Um so besser fangen immer mehr Fans an zuzuhören, und hören auf nur Zuschauer zu sein. Heute kann ein Fan sein Idole direkter denn je unterstützen, die bisher mit absahnenden Nichtskönner dazwischen gucken endlich in die Röhre.

Neue „Künstler“ können sich heute ohne Crowdfunding kaum mehr etablieren. Und ohne Fans gibt es kein Crowdfunding, keinen Lebensunterhalt. So müssen manche selbsternannten Künstler von heute erstmal lernen, von ihrem hohen Roß runter zu kommen, ohne sich dabei den Hals in einem Shitstorm zu brechen. „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von Walter Benjamin hatte nicht das Kopieren im Internet im Sinn, aber es wäre spannend zu wissen, was er heute darüber denken würde. Das einzige Medium, das sowohl die Ästhetik des Faschismus als auch sein „Gegenmittel“ zur gleichen Zeit enthält. Die Masse kann sich demokratisieren, selbst Mäzen sein, in so vielen Splittergruppen wie es gefällt. Wir erleben heute die ersten Künstler, die vom Wohlwollen einzelner unabhängig werden, und trotzdem nicht länger verhungern müssen. Außerdem sind sie gezwungen sich verständlich(!) auszudrücken, für ihre Ideen beim Publikum zu werben. Das macht sie zu besseren Handwerkern, und endlich ist Publikumsnähe ein Plus, Kommunikation auf Augenhöhe. Solche Künstler liegen mir.

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