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Wortschatz

Einem mehrsprachig aufwachsenden Sohn zuzuhören ist wundervoll. Man kann Wortschätze heben, auf die man selber nie gekommen wäre, deswegen lohnt es sich genauer hin zu hören. Anfangs macht man das um zu verbessern, korrigiert und ist immer mal wieder der Verzweiflung nahe, weil alles für die Katz zu sein scheint. Erst spät entwickelt man die Faszination für den natürlichen, der Sprache innewohnenden Kraft zur Sprengung ihrer eigenen Grenzen, mittels Erweiterung und Erneuerung ihrer Möglichkeiten.

Buchstabensuppe
Foto mit Buchstabensuppenbezug von jayahshima auf flickr

Anfangs herrscht eher Schweigen, und das Kind glänzt zunächst mit seinen eigenen Bezeichnungen für Alltägliches und faszinierende Gegenstände, von denen sich einige bis heute in unserer gemeinsamen Sprache halten – nein, davon wird nichts verraten. Das ist familienspezifisch. Da unterscheidet sich ein mehrsprachig aufwachsendes Kind vermutlich nicht einmal sonderlich von anderen Kindern. Der Unterschied kommt später. Es kann nicht einfach sein zwischen grundverschiedenen, wandelnden Wörterbüchern eingeklemmt aufzuwachsen, die kein richtiges Miteinander erlauben, egal wie sehr sich ein kreatives Hirn auch dagegen stemmt. So entstehen später verschachtelte Hybridsätze, die nur unter Mühe zu entschlüsseln sind. Spaß machen sie immer, diese Kreuzworträtsel. Meist sind das Sätze, die grammatikalisch eher einer Sprache zuzuordnen sind, über die aber großzügig Silben der anderen gestreut wurden. Oder es werden Worte der einen Sprache in der anderen dekliniert, gebeugt und gebrochen. Die Sprachaneignung ist voller Fehler, und alles kommt wunderbar durcheinander.

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