„Lache als Erster…“
Was ich meinem Sohn erzähle – 002
„… nicht als Einziger.“ – Dieser pfiffige Merksatz fasst ganz gut zusammen worauf es beim Humor ankommt, wie ich finde. Ein gesundes Humorverständnis kann man gar nicht früh genug entwickeln. Denn wer in Gruppensituationen alleine lacht, beispielsweise nachdem er einen „Witz“ erzählt hat, ohne dass es ihm schnell selbst peinlich wird, dann liegt die Vermutung nahe, dass der Erzählende es gar nicht mitbekommen hat, dass er mit seinem Lachen alleine ist. Oder es ist für ihn irrelevant. Was auf das Gleiche hinaus liefe – eine Humormangelerscheinung. Außerdem unterstreicht er damit, wie sehr ihm an der Meinung anderer gelegen ist. Nämlich gar nicht.
Fans
Fans sind das Größte. Fankultur treibt unsere Gesellschaft an. Die Liebe zu unseren Bands, Autoren, Vereinen und Filmemachern hält uns am Laufen und die Welt zusammen. Wer das nie begriffen hat – und davon gibt es einige – war nie selber Fan, und ist dementsprechend nicht der Liebe fähig. Die Liebe zu seinem Lebenspartner und seinen Kindern in allen Ehren, wenn man als Kulturschaffender heute überleben will, braucht man zahlende Fans. In erster Linie die „Guten“ und ein paar Bekloppte auch.
Ein „Fan“
Wenn ich jemals an etwas geglaubt habe, dann an die Macht der Fans. Sowohl im Guten wie im Bösen. Ob Sport, Musik, Literatur, Film, Fernsehen, Internet oder Kunst – Fans sind überall der Motor. Heute mehr denn je. Selbst wenn der „Shit hits the fan“ verteidigen sie was sie lieben bis auf’s Blut. Manche vielleicht mit einem Augenzwinkern, andere stets toternst. Wobei ich mich korrigieren muss: Film und Fernsehen tun sich noch immer schwer mit Fans. Es sei denn sie „mögen“ was gerade passt. Kritik mag man in gewissen Kreisen eben nicht hören. Das ist schade. Um so besser fangen immer mehr Fans an zuzuhören, und hören auf nur Zuschauer zu sein. Heute kann ein Fan sein Idole direkter denn je unterstützen, die bisher mit absahnenden Nichtskönner dazwischen gucken endlich in die Röhre.
Neue „Künstler“ können sich heute ohne Crowdfunding kaum mehr etablieren. Und ohne Fans gibt es kein Crowdfunding, keinen Lebensunterhalt. So müssen manche selbsternannten Künstler von heute erstmal lernen, von ihrem hohen Roß runter zu kommen, ohne sich dabei den Hals in einem Shitstorm zu brechen. „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von Walter Benjamin hatte nicht das Kopieren im Internet im Sinn, aber es wäre spannend zu wissen, was er heute darüber denken würde. Das einzige Medium, das sowohl die Ästhetik des Faschismus als auch sein „Gegenmittel“ zur gleichen Zeit enthält. Die Masse kann sich demokratisieren, selbst Mäzen sein, in so vielen Splittergruppen wie es gefällt. Wir erleben heute die ersten Künstler, die vom Wohlwollen einzelner unabhängig werden, und trotzdem nicht länger verhungern müssen. Außerdem sind sie gezwungen sich verständlich(!) auszudrücken, für ihre Ideen beim Publikum zu werben. Das macht sie zu besseren Handwerkern, und endlich ist Publikumsnähe ein Plus, Kommunikation auf Augenhöhe. Solche Künstler liegen mir.
Ein Kuss wie kein anderer
Lieblingsszenen-014
Ein Kuss wie kein anderer ist es, wenn es zugleich der Erste ist. Um so tragischer, wenn es erst im Erwachsenenalter ist, wie in einem meiner für-immer-in-den-Top-5 verharrenden Filme, BRAZIL von Terry Gilliam (ab Minute 6:52):
ein jungmännlicher Kuss (bitte Bild anklicken)
Allerdings kann man den Film so interpretieren, dass es nicht mal diesen ersten Kuss wirklich gegeben hat, sondern dass er bereits nur in der Phantasie von Sam stattfindet. Denn woher weiss Jill wo Sam wohnt? Es gibt zwar einen Dialogfetzen, der auf einen früheren gemeinsamen Aufenthalt in seiner Wohnung anspielt, nur hat es den nie gegeben, bzw. ist er geschnitten, oder nie gedreht worden. So oder so ist dieser Dreh genial, denn dann bleibt nur die Interpretation übrig, dass es sich um Sam’s Traum handelt. Es macht einen großartigen Film mit zu jenem Meisterwerk, der er ist, und mich zu einem lebenslangen Fan von Terry Gilliam.
Blick über die Schulter
Inzwischen ist es ein Jahr und vier Monate her, seit ich diesen Blog am 11-5-11 sprichwörtlich begonnen habe. Nach einem Jahr konnte mein Blog über 30 Einträge verzeichnen, aber so richtig begriffen hatte ich ihn noch nicht, daher schrieb ich keinen Rückblick zum Jahrestag. Aber ich tue es jetzt, ein paar Monate später, denn zwischen Ende August und Anfang Oktober stellten sich Artikelideen in meinem Hinterkopf von ganz alleine ein. Schreiben muß ich sie schon noch, aber nicht länger grübeln worüber ich denn schreiben könnte.
Wohl fühlen sich hier von Anfang an alle Einträge rund um Film, seien es die Lieblingsszenen, der Filmrückblick oder der offene Brief an die epd-Redaktion. Ebenso am rechten Platz werden hier die noch ausstehenden Schnitt- und Filmtutorials sein. Ein wenig unglücklich erscheint mir, dass ich vieles rund um die deutsche Filmpolitik ausgelagert habe, und sich das auf der google+ Seite von „Generation 89“ wieder findet. Vielleicht ist das aber sogar besser so, schließlich führt das deutlich über meinen eigenen Blog hinaus. Dann doch lieber mal etwas politisches.