Erinnerungsvermögen

Lieblingsszenen-017

Beinahe hätte ich diesen Eintrag in meine Lieblingsszenen Whistleblower getauft, mich dann aber doch für einen deutschen Titel entschieden – denn in dieser Szene wird nichts und niemand „verpfiffen“, dafür aber unterstrichen, das einmal Erreichtes wieder und wieder erstritten werden muss. Und das beginnt damit, sich zu erinnern, wie der fantastische Charles Laughton in der titelgebenden Hauptrolle in RUGGLES OF RED GAP von Leo McCarey:


„What did Lincoln say in Gettysburg?“ (bitte Bild anklicken)

Allein wegen dieser Schlüsselszene sollte man den Film vielleicht nicht gesehen haben, aber sehr wohl dann, wenn man versehentlich annehmen sollte, dass hier simpler „Patriotismus“ verbreitet wird. Mitnichten – der Film ist viel subtiler in seiner Gesellschaftskritik, obwohl (oder gerade weil) er als leichte Komödie daher kommt. Ein wunderbares (und frühes) Beispiel dafür, das sich Unterhaltung und Anspruch im amerikanischen Kino nicht widersprechen müssen.

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Oh Boy – Ende der Schonzeit

Oh Boy. Oh Mann. Alter!!! Nach all den lobpreisenden Kritiken, dem Deutschen Filmpreis in x Kategorien sowie dem unspektakulären Trailer, sitze ich nun 3 Stunden nach Ende der DVD Sitzung mitten in der Nacht da, um hier kurz meine Gedanken öffentlich zu ordnen.

OH BOY (2012) Screenshot
Tom Schilling und Friederike Kempter in OH BOY (2012)

Zunächst muss ich wiedergeben, was man bisher nirgendwo lesen durfte, und einer oberflächlichen Inhaltsbeschreibung ähneln würde, käme darin nicht der Kern des Film zur Sprache, der als Elefant im Raum steht, und anscheinend von niemandem wahrgenommen wurde: OH BOY handelt von nichts anderem, als der Angst Vater zu werden.

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Drei auf einen Streich (2) – Filmbesprechungen

Zweite Ausgabe meiner auf moviepilot verfassten Kurzbesprechungen von mal mehr, und mal weniger sehenswerten Filmen:

PHASE IV (1974), Saul Bass

PHASE IV (1974)

Schon lange auf der Liste gehabt, endlich den richtigen Abend gefunden, und dann… Ernüchterung (trotz Gerstensaft) – was hätte das für ein brillanter Film sein können! Ich meine: Saul Bass! Ameisen! Und dann doch „nur“ ein B-Movie? Muss ja nicht schlecht sein, und ich liebe die New Hollywood Ära. Aber der Film hat bei mir nicht gezündet. Die Idee ist brillant, aber wird meines Erachtens verschenkt. Die Insektenaufnahmen sind fantastisch, die mit den Darstellern sind es nicht. Szenen wie jene mit der Gottesanbeterin sind fantastisch, andere, gerade jene mit den Menschen lassen mich kalt. Mit Ausnahme jener, wo es zu dem Intelligenz-Test zwischen den Spezies kommt – da bricht wohl auch der Grafiker im Regisseur durch :) Punkt, Komma, Strich – äh, Quadrat, Kreis, Punkt – fertig ist das Rätsel. Klasse. Aber leider zu wenig davon.

PHASE IV ist wie ein Vorläufer von Frank Schätzings „Der Schwarm“, nur eben mit Ameisen, und schreit geradezu nach einem Remake, dass das volle Potential des Plots ausschöpft und zu einer Story verknotet. Zum Beispiel von Jeff Nichols – das wär doch was.

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Braunschlag

Das ist nicht mein Beitrag zur NSU-Thematik, sondern zur famosen ORF-Miniserie BRAUNSCHLAG von David Schalko. Die Begeisterung hat mich und ein paar Kollegen – und eine Kollegin – dazu angespornt einen Podcast auf die Beine zu stellen. Auch als Trotzreaktion darauf, dass die Heftausgaben des Magazins aufgrund ausbleibender Anzeigenkunden vorübergehend pausieren müssen. Ein >Klick< unter das Logo bringt euch direkt zur Pilotfolge: torrent-Podcast-Logo
Episode 1 – BRAUNSCHLAG von David Schalko

„Das serielle Quartett“ plant von nun ab monatlich zu konferieren und Wissenswertes rund um das Thema Fernsehserien zu berichten. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, abonniere sich gleich den Feed: https://torrent-magazin.de/category/podcast/feed

UPDATE: Jetzt auch via iTunes: https://itunes.apple.com/de/podcast/torrent-podcast/id656286720?l=en&mt=2

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„Gib immer dein Bestes…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 004

„… auch wenn es keinen Spaß macht.“ – Spaß wird ohnehin massiv überbewertet, genauso wie das „zu den Besten gehören“. Was ist das schon, Spaß? Wenn man nicht gerade schon mit Lachen beschäftigt ist, begreift man doch meistens erst im Nachhinein, dass man Spaß hatte. Lachen und Spaß sind aber nicht die einzigen Gradmesser. Man kann auch Glück oder besser Zufriedenheit sagen. Zufriedenheit empfindet man, wenn man einen längeren Zeitraum in einer Sache, mit der man beschäftigt ist aufgeht, wenn man sich seiner selbst nicht mehr bewusst ist, man „nur“ noch funktioniert, und es keine Rolle mehr spielt, ob man die Tätigkeit, die man gerade automatisch ausübt mag, oder nicht. Gelingt einem das, ist man hinterher zufrieden, ruhig, vielleicht ein wenig erschöpft und meistens glücklich. Das in-diesen-Zustand-hinein-kommen fällt einem natürlich bei den Dingen, die wir sowieso mögen am leichtesten. Die Herausforderung besteht also darin, das einem das bei allen Aufgaben gelingt, ebenso bei den Hausaufgaben, wie beim Schnürsenkel binden – was mangels Schuhen mit Selbigen unter Kindern heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist…

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