Deutschland, das Land der Dichter Privatdetektive und Henker Ermittler. Am Deutschen Kriminalwesen soll die Welt genesen gestehen. Der Gärtner andere war’s. Was ist nur mit uns Deutschen los? Woher diese ungebrochene Faszination für den TATORT und andere Krimi-Formate?
Unsere sonntägliche Kreideleiche wiederhole bitte unter der Woche
Dabei bin ich selbst damit aufgewachsen. Ein wenig jedenfalls, weil noch lange vor Twitter, und der Eventisierung des Massensehverhaltens. In den 70er Jahren hat mich nichts zuverlässiger aus dem Wohnzimmer vertrieben, als die DERRICK-Titelmusik, dabei ist sie für sich betrachtet gar nicht so übel, dieses tolle Break im Tempo und der Instrumentierung, dann aber doch dieses behäbig Deutsche, das Möchtegern-Bond-Riff, der Tupfer Zirkusmusik und – ich schweife ab. Die Musik war halt noch das Beste, dabei gab es noch zu meinem Studium in den 90er Jahren Freunde, die darum einen Kult gezimmert haben – man kann sich halt alles schön reden, wenn man will und Spaß daran hat. Was gab es damals noch für Varianten des Immergleichen? Zum Beispiel DER ALTE, EIN FALL FÜR ZWEI und eben den TATORT. SOKO 5113 hab ich sogar manchmal aus Langeweile geguckt, weil nichts anderes kam, Gefallen fand zu meiner Überraschung am FAHNDER, ohne damals begreifen oder gar begründen zu können, woran das lag.
Davor gab es ebenfalls schon immer viel Krimi-Ware im Deutschen Fernsehen, STAHLNETZ, die ganzen EDGAR WALLACE Filme, und was weiß – hab grad keinen Bock den Krempel zu recherchieren, sondern will mich darüber echauffieren – weil… ist grad kalt draußen. Einen Mangel an diesem Zeug gab es jedenfalls schon mal nicht im Nachkriegsdeutschland. Wie es davor damit aussah, weiß ich nicht, außer das Fritz Lang mehr oder weniger die formale Grundlage für dieses Genre gelegt hat. Es sei ihm verziehen. Seine Schuld ist es nicht, dass die Antagonisten heutiger Krimis vom Niveau eines Dr. Mabuse nur träumen können. Man stelle sich einmal Dr. Brinkmann als verbrecherisches Genie dar, dass die Welt ins Chaos stürzen will. Verlockend, oder nicht?
http://www.youtube.com/watch?v=uHoZ6hEf5ng
Mimimimimi
Das Problem ist viel weniger das Format des Krimis an sich. Die Schwemme an Formaten zeichnet sich ja nicht durch eine Ausdifferenzierung und Unterscheidung in ihren Inhalten aus. Das Gegenteil ist der Fall, sie werden einander inhaltlich und formal immer ähnlicher, darum müssen inzwischen immer bekanntere Gesichter für den Wiedererkennungswert sorgen, an der Oberfläche. Sticht dann einer heraus, weil er sich mit aller Gewalt gegen diese Konventionen stemmt, wie dieses Jahr Dominik Graf, dann ist der Aufschrei groß. Keine Experimente. Die Täter müssen überführt werden, und fertig. Wer das nicht schreiben mag, ist als Autor in Deutschland mehr oder weniger automatisch arbeitslos.
Warum ist das so? Wieso brauchen viele Deutsche dieses Krimi-Schema? Was beruhigt sie so daran? Warum ziehen sie dieses altbackene Format den hoch gelobten Drama-Serien unserer Tage vor? Dieser Interview-Schnippsel von Autor André Georgi gibt uns einen Hinweis:
Beim Krimi dagegen ist das Publikum nicht direkt im Geschehen, sondern hat eine Stellvertreterperson – einen Kommissar, der für sie da reingeht – als Filter. Diese Mittelbarkeit bietet dem Publikum einen gewissen Schutz.
André Georgi im Interview
Na klar. In der heilen Krimi-Welt gibt es die Ermittler mit ihren Macken auf der einen Seite, und die Täter auf der anderen Seite. Die dürfen alles sein, aus allen Gesellschaftsschichten, nur am Ende müssen sie tot oder weggesperrt sein. Das passt wunderbar zu dem Motto, das einem manchmal ältere Generationen hinterher gerufen haben:
„Früher wäre so einer wie du nicht frei auf der Straße herum gelaufen.“
Nicht erst seit der Nazizeit ist dieses Denunziatorische im Deutschen Wesen verankert, das reicht schon mindestens bis in die Zeit der Hexenverfolgung zurück – die konnten auch gerne männlichen Geschlechts sein – Hauptsache sie verschwanden von der Straße und aus der Nachbarschaft.
Natürlich trifft es nicht nur die, von denen man es eh schon am Äußeren erkannt hat, dass sie tief in sich drin Verbrecher waren. Nein, manchmal trifft es den Normalbürger ebenso wie die Bewohner der Vorstadtvillen. Gemeinsam muss ihnen nur sein, dass man sie am Ende alle erwischt. Wir üben ein: Verbrechen lohnt sich nicht. Aufstand, Revolution, Protest lohnt sich nicht. Vielleicht setzt man sich kurzfristig durch, dann kommen sie einem aber früher oder später doch auf die Schliche, und man endet im Knast. So geht das bei uns. Mal wissen wir von Anfang an, wer der Täter ist, weil wir Zeuge der Tat werden, mal dürfen wir mitraten, und sehen die Tat erst am Ende in einer Rückblende. Das ist wohl immer noch die beliebteste Variante. Denn bei den zu Unrecht Beschuldigten muss sich niemand hinterher entschuldigen, jedenfalls kein Zuschauer. Es ging um ein Kapitalverbrechen (allein dieses Wort!) und es hat sich doch gelohnt, weil die Straßen am Ende wieder sauberer geworden sind, man kann wieder alleine nachts über die Straße gehen. Hätte man halt besseren Umgang gepflegt, wäre man auch nicht verdächtigt worden. Wer nicht protestiert, wer nicht demonstriert, wer keine eigene Meinung hat, wer sich nicht wehrt, wer abends vor dem Fernseher sitzt, der begeht keine Verbrechen, der wird nicht verdächtigt, der ist in Sicherheit. Wir werden vom Krimi in Sicherheit gewogen. Probleme haben nur die anderen, die nicht Fernsehen.
Das Programm wird doch für uns gemacht, darum gucken wir es ja auch. Das was kommt müssen wir sehen, es ist für uns zusammengestellt worden, wie die Schulbücher in der Schule. Keinen eigenen Gedanken fassen, sondern nur nachplappern, was einem vorgekaut wird, was an der Tafel steht wird abgeschrieben, was auf dem Sendeplatz kommt geguckt. Wir wollen an der Hand genommen werden, wir mögen gesagt bekommen, was Gut und was Böse ist. Im Krimi haben wir das. Da ist die Welt so beruhigend s/w, viel besser, als im wirklichen Leben, wo man rat- und hilflos vor immer neuen Problemen steht, die den eigenen Horizont übersteigen. Der Krimi im Bett ist das bisschen kontrollierte Aufregung anderer Leute, die man selbst besser erst nie ausprobiert.
Wir könnten alles sein, Liebhaber, Erfinder, Streiter für das Gute, aber wenn es keine Anleitung dazu gibt, keine 24 Monate Garantie, keinen Fahrplan, dann lassen wir lieber die Finger davon. Selber Filme aussuchen? Sich der Ungewissheit aussetzen? Wozu? Wer lange genug wartet, sieht alles „umsonst“ in der Glotze. Die Filme, die nichts taugen, kauft dort ja keiner ein, die werden für uns aussortiert, von der Bundesprüfstelle, dem Programmdirektor oder sonst einer bürokratischen Einrichtung. Wer ins Kino geht, könnte sich mal im Film vertun, sich irren, Zeit und Geld verschwenden. Die Welt da draußen ist doch gefährlich! Das Auto und den Garten pflegen, das ist hingegen schön übersichtlich. Und es ist jeden Tag der gleiche Garten, und das gleiche Auto. Das schafft Sicherheit, das Ritual, die Wiederholung. Wer davon abweicht, beendet sein Leben entweder als Leiche oder im Gefängnis. Das „Ermitteln“ überlassen wir anderen, und können uns doch nur einer Sache sicher sein: „Gut, dass wir zuhause geblieben sind.“
Inzwischen dulden die Krimi-Formate bald nichts anderes mehr neben sich, als Variationen ihrer selbst. Oder Talkshows. Nur redet Jauch inzwischen immer häufiger über den eben erst gesendeten TATORT. Das kriegt eine neue Dimension. Das Nichts an Thema wird noch weiter ausgewalzt, billigste Propaganda, auf die Goebbels stolz gewesen wäre – besonders wenn dabei gleich noch ein wenig Geschichtsrelativierung betrieben wird.
Wozu brauchen wir also eine eigene Meinung, wenn wir sie nicht selbst vertreten, und an der anderer Menschen messen müssen? Man könnte auf den falschen Täter getippt haben, deswegen behält man besser erstmal für sich, auf wen man tippt. Also ziehen wir uns an den letzten Ort zurück, wo wir vor solchen infamen Anfeindungen (wie meinen?) unsere Ruhe haben, das Klo. Das „stille Örtchen“. Und was haben wir da? Verstopfung. Na, das passt doch, denn am Ende zählt, was hinten rauskommt. Das wußte schon unser Vordenker und König Helmut K. in den 80er Jahren als Aphorismus festzuhalten.
Das kommt davon, dass wir Deutschen so oft alles vom Arsch her denken. Wer also mit dem verstopften „Ergebnis“ nicht zufrieden ist, sollte seinen Kopf mal probehalber mit was anderem füttern. Wenn es dann „durchfällt“, ist immerhin wieder der Weg frei. Und der Weg ist bekanntlich das Ziel.
Ich kann mir die Obsession der Teutonen mit dem ganzen („sozialrelevanten“) Krimi-Schrott auch nur über das Verlangen nach einer sehr einfach strukturierten (s/w) und vermeintlich gerechten (Gut vs. Böse) Welt erklären. Dort die Übeltäter, die Strörer der tausendjärigen paradisischen provinziell-dörflichen Harmonie und der in Gesetzestexte gegossenen Ordnung, und hier die edlen, lasterfreien, wenn auch mit Macken versehenen, so doch liebenswürdigen und vor allem politisch korr…äh…bürokratisch korrekten toitschen Ermittler, die uns, „den“ Zuschauer, nach jeder Folge ruhigen Gewissens, auf dass die Welt wieder ein Stück besser geworden ist, ins warme Bettchen entlassen.
In dieses medial-weltflüchtende Wunschbild des guten und gerechten Ermittlers/ Polizisten passen natürlich keine Ermittler, die den Angehörigen des NSU-Mordopfer jahrelang übel zugesetzt haben, weil sie die Täter fälschlicherweise in den Familienkreisen vermutet haben; passen keine Polizisten, die bei Bürgerprotesten prügelnd auf die Demonstraten losgehen und dabei schwerste Verletzungen im Gesicht in Kauf nehmen.
Alles wird gut, und wenn irgendetwas doch nicht gut ist, wird so lange aufopferungsvoll nachgeforscht, bis alles wieder gut wird. Kein Wort davon, dass vermutlich 50% aller Verbrechen und Morde nie aufgeklärt/ aufgedeckt bzw. als solche erst gar nicht erkannt werden. Dort der/ die Täter, hier der/ die Ermittler, dazwischen unzählige Fragestunden und Tätertheorien, Grübel, Grübel, und am Ende wartet wie immer der Knast. Deutschland, dank seiner Ermittler, das sicherste Land der Welt. Wozu also noch die Haustür abschließen?
Das alles wäre halb so schlimm, müsste man für diese gequirlte, immer gleiche Scheiße nicht zahlen – zumindest diejenigen, die diese gequirlte Scheiße auch als solche warnehmen und sich ihr konsequent verweigern.
David Simon, der Schöpfer von „The Wire“ sagte einst, die Ermittler und Fahnder bei der Polizei von Baltimore würden die Verbrechen nicht aufklären, weil sie den Opfern helfen und dem Recht zum Sieg verhelfen wollten, sondern weil sie sich von den Verbrechern in ihrer intellektuellen Eitelkeit herausgefordert fühlten. Kaum auszudenken die Heftigkeit des Shitstorms, würde diese simple Wahrheit in einem teutonischen Krimi geäußert werden.
Deutschland ist dank der GEZ-Zwangsgebühr vom Fernsehen fürs 21. Jahrhundert weiter entfernt als Obertaliban Mullah Omar von einem Engagement beim amerikanischen „Bachelor“. So viel ist sicher. Und in dieser Welt des Intendanten- und Redakteursfernsehen ist nicht Mord das größte Kapitalverbrechen, sondern die Verweigerung der Zwangsgebühr. Vermutlich aber gibt es für die Aufklärung auch dieses Verbrechens ein kauziges Ermittlerpaar – mit einer traumatischen Vergangenheit beim Privatfernsehen versteht sich.
Ein neues Ermittlerpaar zur Eintreibung der Rundfunkabgabe hat aber nur eine Chance, wenn es dabei Leichen gibt, bei denen der Fernseher weiter läuft und ein Überweisungsdauerauftrag eingerichtet ist. So sähe man uns am Liebsten – nein – genau so werden wir wahrgenommen.
Du sprichst es schon an, es gäbe inhaltlich so viele Möglichkeiten, die nicht man angedacht werden dürfen – neulich der erste Magdeburg-TATORT der Gebrüder Fromm war so ein Beispiel, wie „rechtes Milieu“ im Deutschen TV erzählt werden darf. So, und nicht anders. Verfassungsschützer? Geheimdienste? Blindwütiges Ermitteln in andere Richtungen? Niemals. Anzeichen eines „tiefen Staates“ im TATORT – das wäre mal ein horizontales Thema! Aber nein, das Einzige, woran sich die Ermittler über die Folgen hinweg abarbeiten dürfen, sind ihre privaten Macken.
Es gab doch mal löbliche Ausnahmen, wie SCHWARZ, ROT, GOLD – da gab’s zwar eher selten Tote, aber mehr als nur eine Ahnung davon, dass die Zollfahnder nicht nur mit Schmuggel an den Grenzen zu tun hatten, sondern ebenfalls mit Behörden und der Politik ihre Schwierigkeiten hatten. Das war nicht nur spannend, sondern zeigte deutlich die Grenzen des Rechtsverständnisses auf. Das waren sauber recherchierte(!) Drehbücher, und nicht zusammengeschustert, wie die vor Fehlern nur so strotzenden Bücher (nicht nur) beim TATORT.
Am Ende wird das dann ebenfalls dem Zuschauer die Verantwortung untergejubelt, schließlich sei dann ein Krimi wie der von Dominik Graf „nicht so gut“ angekommen, also wolle das Publikum so was gar nicht sehen. Dabei hat Graf nur sein Ding durch gezogen, und alle Konventionen über den Haufen geworfen. Natürlich hätte er sich anpassen können, weniger machen, dann bliebe er also unter seinen Möglichkeiten. Es gibt ja nicht mal einen Sendeplatz irgendwo für Experimente, und tatsächlich neue Formate. Höchstens da wo sie niemand findet, weil nicht beworben (digitale Sparte), oder so spät, dass man vorher eingeschlafen ist.
Vielfalt? Fehlanzeige.
Man stelle sich mal den Unterschied vor: Wiederholung einer Folge SCHWARZ ROT GOLD, z.B. den über Industriespionage oder illegale Rüstungsexporte, und anschließend eine Diskussionsrunde bei Jauch über die NSA oder Panzer nach Saudi-Arabien. Das wäre mal ein Kontrast, aber dann wählt ja am Ende keiner mehr unsere großen Blockparteien.
Plädieren wir also für ein Einzahlervotum, befragen wir das Publikum, was mit den „unerwarteten“ Mehreinnahmen geschehen soll :)
Ich fand es sehr gut, dass Graf sich stilistisch von den anderen Tatorten abheben wollte, die Story aber war absolut wirr und unverständlich. Das haben auch die Schauspieler nach dem Lesen des Drehbuchs zugegeben. Ich denke, dass dies der Hauptgrund war, weshalb viele Zuschauer mit dieser Folge ihre Probleme hatten.
Ansonsten wäre ich für ein Pay-Per-View-Modell, das technisch machbar wäre. Dann könnte jeder, der sich die immer gleichen Krimis und den restlichen fikionalen öffentlich-rechtlichen Mumpitz anschauen will, auch freiwillig dafür zahlen. Und da würde man endlich sehen, wie groß der Zuspruch wirklich ist. Ich glaube nämlich, dass die Menschen sich das nur ansehen, weil nichts anderes geboten wird. Sollte ich mich aber irren, hätten die ÖR-Sender dann doch ausreichend anspruchsloser zahlender Zuschauerzombies. Jedoch werden sich die Vernatwortlichen niemals auf dieses faire Model einlassen.
Die Zahlen für ein flattr-Gebührenmodell würden mich wirklich brennend interessieren, bzw. was da plötzlich alles auftaucht. Schönes Beispiel ist da doch die Zuschauerinitiative zur Space-Night im BR. Das macht doch exemplarisch vor, wie sehr man Sendungen ebenso wie Sendeplätze mitgestalten kann. Das wäre man ein Modell für TV 2.0 – Selbst DIE SENDUNG MIT DER MAUS bietet mehr Interaktivität als das Hauptprogramm, weil immer mal wieder auf Zuschauerfragen eingegangen wird.
Aber mir ging es hier nicht allein um das Fernsehen, sondern ebenso um das fehlende politische Engagement, bzw. die Frage nach der Henne und dem Ei. Dass es beim Bildungsauftrag nicht um die „Bildung einer terroristischen Vereinigung“ geht ist klar, aber die Programminhalte und Sendeplätze werden als „alternativlos“ dargestellt, was schlicht nicht den Tatsachen entspricht, und Transparenz darüber, was mit unseren Gebühren genau passiert, ist ebenfalls nicht gegeben. Das wird aber so hingenommen, was typisch Deutsch ist. „Der Untertan“ lässt noch immer grüßen.
Es sind mehrere Gründe, weshalb die Politik sich nicht für ein klar ausgewogeneres und anspruchsvolleres fiktionales Programm einsetzt:
– Die entsprechenden Politiker auf Bundes- und Landesabene arbeiten 16/ 17 Stunden am Tag. Ein solches Pensum erlaubt wohl nicht wirklich, sich einen tiefen und fundierten Überblick über das Gesamtprogramm zu machen;
– Obwohl Medienpolitik wichtig ist, gilt sie nicht als „sexy“, heißt, sie wird nicht als Profilierungsfeld angesehen;
– Warum sollen Politiker ein System umkrempeln, dass ihnen mit den diversren Polittalkshows eine Profilierungsplattform bietet? ARD und ZDF mögen sich für politisch neutral halten, aber sowohl die Sender als auch die Politiker brauchen einander. Zu sehr auf die Füße treten wird man sich im Ernstfall nicht.
– Während des letzten Fussball-WM wurde während eines Spiels der deutschen Mannschaft ein für die Bürger sehr ungünstiges Daten“schutz“gesetzt verabschiedet, in der Hoffnung, es würde keiner mitbekommen. Das sagt wohl alles über das Verständnis der Rolle des Massenfernsehens in der Politik aus.
Oh, da habe ich mich wohl nicht eindeutig genug ausgedrückt. Beim „politischen Engagement“ dachte ich nicht an Politiker, sondern den Durchschnittsbürger. Natürlich hängt das eine mit dem anderen zusammen, und wir haben genau die Politiker, die wir verdienen. Daher beschränke ich mich auf den Kontakt zu meinen Nächsten, und wen immer ich erreiche. Wer eine bessere Idee hat möge sich bitte zu Wort melden…
Oh, das war dann wohl wirklich ein Missverständnis. :-)
Ich persönlich denke nicht, dass die deutschen Durchschnittszuschauer wert auf ein qualitativ besseres – im Sinne von Anspruch, Überrachungen, Erwartungsbrüchen usw. -, fiktionales Programm legen. Von daher wird man mit ihnen auch nichts ändern. Man kann zwar die Korrektheit der Quotenerhebung anzweifelen, die Kinobesucherzahlen aber lassen sich nun mal nicht umdeuten. Menschen, die sich von der „Wanderhure“, „Um Himmels willen“ oder „Keinohrhasen“ berieseln lassen, weil sie auf ihr Stück heile Welt dringend angewiesen sind, werden einen großen Bogen um „Citizen Kane“, „Taxi Driver“, „The Wire“ oder „House of Cards“ machen. Ist so.
Und warum diejenigen, die ein besseres fiktionales Programm wollen, nicht massenhaft und lautstark protestieren, weiß ich nicht. Vermutlich ist es Resignation, die mit einem Sky-, Netflix- oder Watchever-Abo und manischen DVD-Käufen kompensiert wird.
Wir sind doch Weltmeister im Meckern, protestieren aber nur, wenn es ums Tempolimit auf der Autobahn oder die Bundesliga geht. Fussball, Autos, und was sich sonst noch an Infrastruktur tieferlegen lässt. Aber Dinge die alle angehen, wie Mindestlohn, Rente, Bildung, Kultur? Fehlanzeige. Mit unserem Geld werden Banken gerettet, aber Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen ist nicht drin. Die „Nächsten“ sind uns egal, bzw. selber dran schuld. Und wer ist als Nächster dran? Wir selbst. Und dann ist es zu spät noch etwas dagegen zu unternehmen. Also müssen wir das unseren Nächsten klar machen, und sie nicht abschreiben, um dann gemeinsam für Transparenz zu sorgen.
Oder hat wer bessere Ideen? Immer nur her damit…