Was ich meinem Sohn erzähle – 003
„… lobe ihn für zwei Dinge.“ – Man kann nie objektiv sein, dazu steht man sich zu sehr selbst im Weg. Kritik an anderen geht einem dennoch zu leicht von den Lippen, viel häufiger als Lob. Das mag daran liegen, dass uns eher etwas auffällt was uns stört, als dass wir begreifen wie reibungslos alles läuft. Oft braucht es eine Erkältung um uns bewusst zu machen, wie lange wir schon wieder gesund waren – selbstverständlich ohne uns über diesen Umstand gefreut zu haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass man mit seiner Kritik hinterm Berg halten soll. Aber man kann versuchen sie diplomatischer an den Mann, die Frau und besonders das Kind zu bringen.
Eine Methode die dabei hilfreich sein kann, ist zunächst Abstand zu gewinnen, indem man sich ins Gedächtnis ruft, dass die Person, der unsere Kritik gilt, auch gute Seiten hat. Was? Das Arschloch?? Ja, selbst dieses Arschloch. Und je größer unsere Abneigung gegen jemand, um so länger sind wir gezwungen nach guten Seiten Ausschau zu halten, oder wenigstens eine gute Tat ausfindig zu machen. Jeder wird sich so erst geschmeichelt fühlen, und wird so vielleicht empfänglicher für das, was wir noch zu sagen haben. Ein Verhältnis von mindestens 2:1 ist ebenfalls zwingend, da das Positive und Lobende in unserer Sprache stets überwiegen sollte. Das ausfindig machen solcher hervor zu hebender Aspekte ist es immer wert, denn so hat unsere Kritik eine ungleich größere Chance erhört zu werden. Wenigstens wirken wir objektiver. Wenn unsere Kritik dann auch noch eine konstruktive ist, kann sich eigentlich niemand mehr beschweren.
Dabei fällt mir wieder ein, dass ich mein Kind zu selten lobe. Typische Elternkrankheit (beim eigenen Nachwuchs)…
Update 11/2013: Die bessere Formulierung dieses Prinzips kam mir erst vor kurzem über die Lippen: „Lobe nur andere, kritisiere ausschließlich dich selbst.“ Mit Kritik können Menschen in der Regel schlecht umgehen, schätzen es aber, wenn sich andere selbstkritisch zeigen. Umgekehrt sind sie einem freundlicher gesinnt, wenn man in ihrem schlechten Benehmen noch Lichtblicke ausfindig machen kann :)