Was ich meinem Sohn erzähle – 002
„… nicht als Einziger.“ – Dieser pfiffige Merksatz fasst ganz gut zusammen worauf es beim Humor ankommt, wie ich finde. Ein gesundes Humorverständnis kann man gar nicht früh genug entwickeln. Denn wer in Gruppensituationen alleine lacht, beispielsweise nachdem er einen „Witz“ erzählt hat, ohne dass es ihm schnell selbst peinlich wird, dann liegt die Vermutung nahe, dass der Erzählende es gar nicht mitbekommen hat, dass er mit seinem Lachen alleine ist. Oder es ist für ihn irrelevant. Was auf das Gleiche hinaus liefe – eine Humormangelerscheinung. Außerdem unterstreicht er damit, wie sehr ihm an der Meinung anderer gelegen ist. Nämlich gar nicht.
Ist der Übergang hingegen fließend, man beginnt zu lachen und andere stimmen mit ein – dann stimmt alles. Für jeden. Aber mir geht es gar nicht um das Witze erzählen, sondern um das grundsätzliche Verständnis für komische Situationen. Was man dazu in erster Linie braucht, ist Abstand. Nicht nur für den vollständigen Überblick, sondern besonders der Abstand zu sich selbst – der kommt manchmal erst mit der Zeit. Oder lässt im Alter noch auf sich warten. Sie kennen bestimmt solche Exemplare.
Zeitlicher Abstand hilft bei Humorangelegenheiten und der Entwicklung von besserem Verständnis für die komischen Seiten des Lebens. Bei manchen Erlebnissen und Ereignissen merkt man oft erst hinterher, dass die Situation auch komische Seiten hatte. Das gilt gerade häufig für solche, die wir damals selbst in der Situation nicht bemerkt haben. So haben wir uns möglicherweise über etwas geärgert, dass und runtergefallen ist, meinetwegen eine belegte Stulle beim Frühstück. Mit der Schokoladenseite nach unten. Auf die Katze. Die musste dann wegrennen, schmierte alles voll, und der halbe Vormittag war mit Putzen von Böden, Teppichen und Tieren verdorben. Aber schon eine Woche später sollte der Ärger verflogen sein, und die Geschichte – gut erzählt – ist eine nette Anekdote beim nächsten Treffen mit Freunden. Wenn man allein die Situation wiedergibt, wird man schon beim Erzählen ein Grinsen im Gesicht haben. Die Zuhörer vermutlich ebenfalls. Dann hat man alles richtig gemacht.
Da muß man erst mal hinkommen. Aber es lohnt sich, und der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Die besten „spontanen“ Antworten fallen einem ja auch immer erst im Nachhinein ein :)
Nein, wir haben keine Katze.