Drei auf einen Streich (3) – Filmbesprechungen

Dritter Streich meiner auf moviepilot verfassten Kurzbesprechungen von mal mehr, und mal weniger sehenswerten Filmen:

NOT FADE AWAY (2012), David Chase

NOT FADE AWAY (2012)

Der Vorhang im ARRI Kino geht mit einem Geräusch auf, als würde er von einem protestierenden Esel aufgezogen. Das geschieht aber so rhythmisch, das es den folgenden Film geradezu mustergültig einzählt. NOT FADE AWAY ist ein Musikfilm, der mir ein Grinsen nach dem anderen ins Gesicht gezaubert hat. Er fängt anhand der 60er Jahre exemplarisch ein, was Rockmusik ausmacht, indem er vom Scheitern einer Band erzählt – daraus macht er keinen Hehl: wir erfahren es gleich zu Anfang, als wir Zeugen der Begegnung von Keith Richard und Mick Jagger werden, nur um kurz darauf einer ähnlich gestrickten ersten Begegnung zweier Musiker-Seelen beizuwohnen. Danach ertappt man sich doch immer wieder während des Films, dass man den Protagonisten ebenfalls Erfolg wünscht, da sie die richtigen, wenn auch schmerzhaften Entscheidungen treffen werden, vor die man in Bands eben gestellt ist, und der Durchbruch zunehmend in greifbare Nähe rückt. David Chase und Steven Van Zandt, der für die Musik verantwortlich war, lassen uns die fiebrige Zeit miterleben, zwischen Bandproben, den Stones, Beatles und Bo Diddley, Vinyl, Plattenläden, Covern und einer Zeit, in der noch zu- und hingehört wurde, und nicht alle Musik zur Berieselung in Supermärkten und Aufzügen taugte, sondern vor allem zum Knutschen. Man verliebt sich unweigerlich mit in Bella Heathcote, deren Gesicht man nicht vergessen wird, leidet mit dem zum Mick Dillan Verschnitt heran reifenden John Magaro mit, und folgt der präzisen Inszenierung willg bis zum viel zu frühen Ende. James Gandolfinfi hat einen wunderbaren Auftritt, in dem er seine Vaterfiguren um eine weitere Nuance bereichert. Die Natürlichkeit dieser Figur, mit minimaler Gestik und Körpersprache vorgetragen, machen in nur wenigen Szenen um so schmerzlicher bewusst, dass wieder ein großer Darsteller zu früh von uns gegangen ist. Es gibt eine Einstellung in diesem Film, wo er als letzter an der Kreuzung steht, seinem Sohn nach sieht, und sich auch die Kamera vo ihm fort bewegt – wir werden ihr nächstes Jahr während der „in memoriam“ Sektion bei der Oscar-Verleihung wieder begegnen – und er weiß, dass sie sich nicht wiedersehen werden. Herzzerreißend.

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Erinnerungsvermögen

Lieblingsszenen-017

Beinahe hätte ich diesen Eintrag in meine Lieblingsszenen Whistleblower getauft, mich dann aber doch für einen deutschen Titel entschieden – denn in dieser Szene wird nichts und niemand „verpfiffen“, dafür aber unterstrichen, das einmal Erreichtes wieder und wieder erstritten werden muss. Und das beginnt damit, sich zu erinnern, wie der fantastische Charles Laughton in der titelgebenden Hauptrolle in RUGGLES OF RED GAP von Leo McCarey:


„What did Lincoln say in Gettysburg?“ (bitte Bild anklicken)

Allein wegen dieser Schlüsselszene sollte man den Film vielleicht nicht gesehen haben, aber sehr wohl dann, wenn man versehentlich annehmen sollte, dass hier simpler „Patriotismus“ verbreitet wird. Mitnichten – der Film ist viel subtiler in seiner Gesellschaftskritik, obwohl (oder gerade weil) er als leichte Komödie daher kommt. Ein wunderbares (und frühes) Beispiel dafür, das sich Unterhaltung und Anspruch im amerikanischen Kino nicht widersprechen müssen.

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Oh Boy – Ende der Schonzeit

Oh Boy. Oh Mann. Alter!!! Nach all den lobpreisenden Kritiken, dem Deutschen Filmpreis in x Kategorien sowie dem unspektakulären Trailer, sitze ich nun 3 Stunden nach Ende der DVD Sitzung mitten in der Nacht da, um hier kurz meine Gedanken öffentlich zu ordnen.

OH BOY (2012) Screenshot
Tom Schilling und Friederike Kempter in OH BOY (2012)

Zunächst muss ich wiedergeben, was man bisher nirgendwo lesen durfte, und einer oberflächlichen Inhaltsbeschreibung ähneln würde, käme darin nicht der Kern des Film zur Sprache, der als Elefant im Raum steht, und anscheinend von niemandem wahrgenommen wurde: OH BOY handelt von nichts anderem, als der Angst Vater zu werden.

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Drei auf einen Streich (2) – Filmbesprechungen

Zweite Ausgabe meiner auf moviepilot verfassten Kurzbesprechungen von mal mehr, und mal weniger sehenswerten Filmen:

PHASE IV (1974), Saul Bass

PHASE IV (1974)

Schon lange auf der Liste gehabt, endlich den richtigen Abend gefunden, und dann… Ernüchterung (trotz Gerstensaft) – was hätte das für ein brillanter Film sein können! Ich meine: Saul Bass! Ameisen! Und dann doch „nur“ ein B-Movie? Muss ja nicht schlecht sein, und ich liebe die New Hollywood Ära. Aber der Film hat bei mir nicht gezündet. Die Idee ist brillant, aber wird meines Erachtens verschenkt. Die Insektenaufnahmen sind fantastisch, die mit den Darstellern sind es nicht. Szenen wie jene mit der Gottesanbeterin sind fantastisch, andere, gerade jene mit den Menschen lassen mich kalt. Mit Ausnahme jener, wo es zu dem Intelligenz-Test zwischen den Spezies kommt – da bricht wohl auch der Grafiker im Regisseur durch :) Punkt, Komma, Strich – äh, Quadrat, Kreis, Punkt – fertig ist das Rätsel. Klasse. Aber leider zu wenig davon.

PHASE IV ist wie ein Vorläufer von Frank Schätzings „Der Schwarm“, nur eben mit Ameisen, und schreit geradezu nach einem Remake, dass das volle Potential des Plots ausschöpft und zu einer Story verknotet. Zum Beispiel von Jeff Nichols – das wär doch was.

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Braunschlag

Das ist nicht mein Beitrag zur NSU-Thematik, sondern zur famosen ORF-Miniserie BRAUNSCHLAG von David Schalko. Die Begeisterung hat mich und ein paar Kollegen – und eine Kollegin – dazu angespornt einen Podcast auf die Beine zu stellen. Auch als Trotzreaktion darauf, dass die Heftausgaben des Magazins aufgrund ausbleibender Anzeigenkunden vorübergehend pausieren müssen. Ein >Klick< unter das Logo bringt euch direkt zur Pilotfolge: torrent-Podcast-Logo
Episode 1 – BRAUNSCHLAG von David Schalko

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