Was ich meinem Sohn erzähle – 006
„… das von Liebe das Nichts.“ – Immer mal wieder beschäftigen meinen Sohn Trennungsängste, dass sich Papa und Mama mal nicht mehr „lieb haben“ könnten, weil er beispielsweise auf einem Ohr mitbekommen zu haben glaubt, dass wir uns streiten. Manchmal tun wir das, keine Frage, aber meistens argumentieren wir nur, was auch emotional und laut werden kann. Liebe muss aber nicht immer harmonisch sein. Wenn man einander vertraut, dann spricht man ebenso über schwere Dinge, wie über banale. Feinheiten wie Ironie entgehen ihm manchmal (wie heute), das Gewitzel der Geschlechter begreift er hingegen schon fast wie ein Großer. Wie dem auch sei, ich versuchte ihm dann zu erklären, dass wir ihn doch auch dann lieb haben, wenn er mal Mist gebaut hat, dass er immer unser Kind ist, egal was passiert, dass wir ihn in Schutz nehmen, uns vor ihn stellen, für ihn da sind. Genauso umgekehrt: Er selbst liebt uns ja auch dann noch, wenn wir Fehler machen. Das hat er gleich eingesehen. Liebe schließt nicht aus, das man mal wütend auf jemanden ist. Nur die Wut vergeht, der Ärger verfliegt, die Liebe bleibt. Geduld mit Menschen zu haben ist ein Weg zur Liebe.
Liebe bedeutet jemanden als Ganzes zu akzeptieren, die guten wie die bösen Seiten. Denn jeder Mensch ist nicht per se das eine oder das andere, sondern trägt stets beides in sich. Wir sind mal mehr und mal weniger „grau“ (genau wie mein Sohn früher s/w Filme als schwarz/grau/weiße Filme bezeichnet hat :) Wenn man nur das Gute in jemanden sieht, das, was einem gefällt, dann sollte man an seiner Wahrnehmung zweifeln, oder von Verliebtheit sprechen. Im Gegenzug von Hass, wenn man an jemanden kein gutes Haar lässt oder überhaupt entdeckt. Hass ist ein starkes Gefühl, aber das Dümmste von allen.
Zur Liebe gibt es keine Alternative.