Archiv für den Monat: Oktober 2013

Wirtshausschlägerei

Lieblingsszenen-018

Vorsicht! Diese Szene ist ab 18 – Gewalt! Alkohol! In nie dagewesener Form! Die erschreckend brutale Szene stammt aus HERZ AUS GLAS von Werner Herzog nach einem Drehbuch von Herbert Achternbusch:


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Ein Film wie ein Besuch in einer Pinakothek. Minutenlang betrachtet man Bilder, in denen sich nichts regt, hört die expressiven Weissagungen des Mühlhiasl im Originaltext, sowie die wunderbar bildlichen Satzminiaturen von Herbert Achternbusch, wie “Die Unordnung der Gestirne schmerzt mich im Kopf” oder “Wenn einen ein Brief erreicht, ohne Papier, so daß die Buchstaben herum liegen, dann ist das eher zum Nachdenken”. Dazwischen gewaltige Naturaufnahmen wie man sie von Herzog kennt, unterlegt mit folkloristischer Musik, wie man sie in Bayern bereits vor Jahrhunderten – und damit auch heute noch hört.

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„Das Gegenteil von Hass ist Verliebtheit…“

Was ich meinem Sohn erzähle – 006

„… das von Liebe das Nichts.“ – Immer mal wieder beschäftigen meinen Sohn Trennungsängste, dass sich Papa und Mama mal nicht mehr „lieb haben“ könnten, weil er beispielsweise auf einem Ohr mitbekommen zu haben glaubt, dass wir uns streiten. Manchmal tun wir das, keine Frage, aber meistens argumentieren wir nur, was auch emotional und laut werden kann. Liebe muss aber nicht immer harmonisch sein. Wenn man einander vertraut, dann spricht man ebenso über schwere Dinge, wie über banale. Feinheiten wie Ironie entgehen ihm manchmal (wie heute), das Gewitzel der Geschlechter begreift er hingegen schon fast wie ein Großer. Wie dem auch sei, ich versuchte ihm dann zu erklären, dass wir ihn doch auch dann lieb haben, wenn er mal Mist gebaut hat, dass er immer unser Kind ist, egal was passiert, dass wir ihn in Schutz nehmen, uns vor ihn stellen, für ihn da sind. Genauso umgekehrt: Er selbst liebt uns ja auch dann noch, wenn wir Fehler machen. Das hat er gleich eingesehen. Liebe schließt nicht aus, das man mal wütend auf jemanden ist. Nur die Wut vergeht, der Ärger verfliegt, die Liebe bleibt. Geduld mit Menschen zu haben ist ein Weg zur Liebe.

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Drei auf einen Streich (6) – Filmbesprechungen

Zu meiner eigenen Überraschung schiebe ich auch in dieser Folge einen Schwung deutscher Filme nach – wie immer bereits in den letzten Wochen auf moviepilot, der Filmplattform meines Vertrauens besprochen:

DIE ANDERE HEIMAT (2013), Edgar Reitz

DIE ANDERE HEIMAT (2013)

Er hat es wieder geschafft. Der unermüdliche, unbeirrbare Chronist Edgar Reitz nimmt uns noch einmal an die Hand, führt uns durch die Zeit, zurück in den Hunsrück, nach Schabbach, aber auch zurück in der Zeit. So weit zurück in der Zeit, dass sich diesmal der Kreis schon fast wieder schließt, denn so fern ist diese Vergangenheit von unserer möglichen Zukunft nicht. Um so mehr lohnt ein genauerer Blick.

Die Freude darüber, dass sich der Dickschädel von Edgar Reitz noch einmal gegenüber der deutschen Förderhölle durchsetzen konnte, ist ihm gar nicht hoch genug anzurechnen. Und ohne einen weiteren Deutschen Dickschädel – den von Günter Rohrbach, der sich unlängst darüber ausgelassen hat, dass es heute fast unmöglich ist einen Redakteur ans Telefon zu bekommen – wäre dieses mal vielleicht gar nichts daraus geworden. Es ist ja keine Serie geworden, nicht wieder um einige Episoden kürzer, wie beim letzten Mal bei HEIMAT 3, und dem ganzen zugehörigen Hickhack um die geschnittenen Szenen der TV-Ausstrahlung. So ist dieser Kinofilm vielleicht eine Kompromisslösung gewesen, der als “Event-Zweiteiler” irgendwann nächstes Jahr in der ARD rausgehauen wird. Mir schwant auch, dass der Epilog auf das Betreiben eben jener Redaktionen zurück zu führen ist, die sich dort “etwas fröhlicheres” gewünscht haben, aber ehe ich mich jetzt in Verschwörungstheorien verliere, lasst mich lieber von dem Film erzählen:

Schon die erste Einstellung führt uns einmal ganz herum, und Gernot Roll darf endlich(!), nach all den Jahren, auch in der Vergangenheit die andere Straßenseite der Simon’schen Schmiede zeigen. Überhaupt ist dessen Kamera, gepaart mit der überwältigenden Leistung des Production Designs und der Ausstattung eine Wohltat – hier steht die Scheiße auf der Straße, Deutschland steckt fest im Dreck, und man kann sich schnell in dem Ort orientieren, fühlt sich dort Zuhause. Allein wie eine ausgewählte enge Gasse erzählt wird, die immer mal wieder von Bedeutung sein wird, sei hier als Beispiel heran gezogen. Aber dann landet schon ein Buch im Dreck, der erste Schnitt schmeißt uns ebenso wie Jakob Simon in die Geschichte des Films. Von ihm erzählen schon die anderen Kommentare zum Film genug. Großartig gespielt von dem Schauspiel-Neuling Jan Dieter Schneider, womit Edgar Reitz zum wiederholten Male beweist, was er mit seiner Schauspielführung aus Laien hervor zu kitzeln in der Lage ist. Nicht nur er, nahezu die ganze Besetzung hat man noch nie gesehen, und stand wohl auch noch nie vor einer Kamera. Das fällt höchstens bei Maximilian Scheidt, der den Schmied und Vater spielt zu Anfang noch auf, aber im Laufe der Dreharbeiten ist auch er an seiner Rolle gewachsen. Ebenso famos besetzt ist Jettchen, der love-interest von Jakob, die von Antonia Bill unwiderstehlich verkörpert wird. Einzig Marita Breuer ragt aus dem Ensemble heraus, stellt sie doch (neben dem Hunsrück) unmissverständlich die Verbindung zu den anderen Mutterfiguren in den HEIMAT Chroniken her.

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Schwärmintellektuelle

Moses kommt vom Berg, er schleppt schwer an den 10 Geboten. Er räuspert sich, und noch bevor er das Erste vorgelesen hat, melden sich erste Stimmen aus der Menge: “Lauter!” – “Dauert das noch lang?” – “Hat wer meinen Hund gesehen?” – “Seht mal da! Der Busch brennt!” – “Löschen wir ihn!” – “Lööö-schen!!! Lööö-schen!!!” – Und das war’s dann, der Brand war schnell unter KonTrolle und Gott durchnässt. Kannste voll dran glauben.

LES REVENANTS
Der Staudamm aus der tollen französischen Serie LES REVENANTS

Wir wussten schon immer alles besser. Wir wissen wie DEXTER hätte aufhören müssen, das BREAKING BAD Finale hätten wir selbstredend noch besser gestaltet, und kommt uns besser gar nicht erst mit LOST. War ja eh klar. Die Welle – ach was – den Tsunami der Entrüstung haben wir ja schon längst kommen sehen.

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