Plädoyer für die Ohrfeige

Manchmal steigt berechtigter Zorn in uns auf, und bevor er uns innerlich krank macht, sollte er sich entladen dürfen, aber repräsentativ und an der richtigen Stelle. Angesichts der uns in unserem Land nahezu vollständig abhanden gekommenen politischen Kultur, fällt es nicht schwer den dafür geeigneten Ort aus zu machen, ist er doch meist gut sichtbar in doppelter Ausführung auf Augenhöhe angebracht, und Links- wie Rechtshändern gleichermaßen zugänglich. Es ist an der Zeit unsere uns angeblich führenden Köpfe wieder gerade zu rücken – daher plädiere ich für die überfällige Rückkehr zur politisch motivierten Ohrfeige:


Bei KLICK auf Frau Klarsfeld gibt es zur Belohnung den berühmten „Fish slapping dance“ von Monty Python zu sehen.

Dabei sollte man es dann aber nicht bewenden lassen, aber es schafft zunächst einmal die nötige Aufmerksamkeit. Altmodisch mag das anmuten, aber diese konservative Erziehungshilfe als Kommentar des „gemeinen“ Bürgers – notfalls auch täglich – unseren Volksvertretern gegenüber ist seit Jahren überfällig und verschafft uns vielleicht wieder das nötige Gehör, wenn jenes auf der Lobbyistenseite vorübergehend „betäubt“ wird. Mögen die Ohren glühen.

Kennen sie ihren Abgeordneten? Wissen sie wie er heißt? Wo er wohnt? Oder wenigstens wo er sein Büro hat? Der Mann oder die Frau repräsentiert sie. Sie bezahlen dafür. Wenn er sie nicht kennt, sollte er sie kennenlernen. Wenn er nicht spurt, tja dann… Die Mehrheit der „Repräsentanten“ begegnen uns schon lange nicht mehr mit Respekt. Also fordern sie ihn ein. Es sollte kein Tag vergehen, an dem sich Parlamentarier ohne Angst auf die Strasse wagen. Der erste aufgeklärte, Ohrfeigen austeilende mündige Bürger wird vielleicht verklagt. Der Zweite bestimmt auch. Aber wir sind überall (ich würde hier die Szene mit dem „Commissioner“ aus FIGHT CLUB verlinken, wenn ich sie denn finden könnte…). Die Reichen und Lobbyisten nicht. Angst machen sie den Abgeordneten als kleinbürgerlicher Demokrat nur dann, wenn diese endlich wieder Schiss davor haben eine geschmiert zu bekommen. Wir mögen sie nicht mit Geld schmieren können, aber eben mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Der Ohrfeige.

In der Kindeserziehung hat die Ohrfeige ausgedient. Aber unter Erwachsenen sollte man sie als angemessenes Ausdrucksmittel verstehen, wo alle Vernunft versagt. Wenn es die mehrheitlich gewählten Volksvertreter nicht tun, dann tun wir es halt selber und wählen bei nächster Gelegenheit jene, die sich nicht kaufen lassen. Die Mehrheit der Minderheiten teilt aus, die Scheine einsteckenden Schweine stecken noch anderweitig ein. Das ist doch übersichtlich. Bei der Dreistigkeit mit der wir inzwischen beschissen und bestohlen werden, dürfen wir uns doch im Gegenzug drastischerer Ausdrucksformen bedienen.

Darüber hinaus haben wir nirgendwo mehr Einfluss als da, wo wir unser uns verbliebenes Geld ausgeben. Jeden Tag. Wer das gezielt tut, und auch mal jemanden im Geschäft vom Kauf „unkorrekter“ Produkte abhält, oder bezuschusst der agiert politisch. Zeigen Sie, dass sie „Eier haben“ und zahlen Sie wem die Bioeier. Wo ist der vermummte Flashmob, der versehentlich im Großmarkt die „richtigen“ Regale umschubst? Informieren sie sich. Aber nicht im Fernsehen. Und mit Umsicht. Wir müssen den Konflikt dorthin tragen, wo er für alle sichtbar und spürbar wird. Reden hilf. „Wir sind das Volk“ wurde 1989 gerufen. Die korrekte Steigerung ist aber: Volk – Volker – Völker. Soll heißen, es beginnt beim Einzelnen, und macht an keiner Grenze halt. Heute ist es kein Konflikt zwischen Ost und West mehr, der unser Leben bestimmt, sondern der zwischen arm und reich, ganz unten oder ganz oben. Länder- und kulturübergreifend.

Aber noch einmal zurück zur Ohr-feige. Wir sind feige, weil wir nicht mehr hinhören, zuhören, nachfragen, widersprechen. Widerstand fängt beim Zuhören an. Noch sitzen wir lieber auf unseren Ohren. Aussitzen eben. Und wenn schon hören, dann ver-hören wir uns, wenn das Gehörte nicht in unsere Weltbild passt. Dann gilt es aber das Weltbild zu verändern, zu erweitern. Das fällt vielen schwer, weil eine komplizierte Welt unbeherrschbar ist und Ängste weckt. Aber Ängsten muss man sich stellen. Angst haben wir vor dem Unbekannten, vor Dingen, die uns fremd sind. Und wir Deutschen sind ein Volk von Angsthasen, weil wir unsere Ängste nicht thematisieren, aussprechen, besiegen. Lieber Erschlagen wir sie, oder knüppeln sie nieder. Mal mit Schlagstöcken, mal mit Worten. Wie Kinder sitzen wir unter unserer Bettdecke, und wollen die Geräusche draußen nicht länger hören. An Schlaf ist nicht zu denken, weil wir an nichts anderes als diese Geräusche denken können. So beherrscht uns unsere Angst. Ihr zu begegnen, verursacht Herzklopfen. Aber man könnte sich zu recht endlich mal lebendig fühlen. Tun wir hingegen nichts, stirbt unsere Republik wieder an einer Herz- und Kreislauferkrankung.

Wer nicht hören will, möge Ohrfeigen fühlen.

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